2.3.5 Donaumoos

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Neuburg an der Donau
Schrobenhausen
Sandizell
Kleinhohenried
Hohenwart
Waidhofen
Gachenbach
Wander- und Radwege
Markt Rohr/Bachl
Nürnberg

Die LEADER-Region „Altbayerisches Donaumoos“ umfasst das Gebiet des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen und den Markt Hohenwart. Der AltbaierischeOxenweg nach Augsburg verläuft durch den Süden des Landkreises, durch das Schrobenhausener Land: von Hohenwart über Schrobenhausen weiter ins Wittelsbacher Land. Der Weg führt durch das Tal der Paar, eine der letzten naturnahen Flusslandschaften Bayerns mit vielen seltenen Pflanzen- und Tierarten. Die sanfte Hügellandschaft lädt zu interessanten Wander- und Radtouren ein. Neuburg an der Donau war in der Frühen Neuzeit als Residenzstadt des Fürstentums Pfalz-Neuburg auch Ziel der Ochsentriebe aus Ungarn. Das Donaumoos, das der LEADER-Region ihren Namen gab, war ein unzugänglicher Sumpf und wurde erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts trockengelegt und besiedelt. Zur Unterscheidung zum „schwäbischen“ Donaumoos zwischen Ulm und Gundelfingen wird es auch als „altbayerisches“ Donaumoos bezeichnet.

NEUBURG AN DER DONAU

Neuburg, die Renaissancestadt an der Donau, liegt landschaftlich reizvoll im Donautal an der Grenze zwischen Fränkischer Alb im Norden sowie Donaumoos undtertiärem Hügelland im Süden.
Als eine der ältesten Städte Bayerns kann Neuburg auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Zur Römerzeit hieß die SiedlungVenaxamodurum. Im Mittelalter war Neuburg kurz Bischofssitz, später Hauptort einer Pfalzgrafschaft.Seine Blütezeit erlebte esjedoch als Hauptstadt des Fürstentums Pfalz-Neuburg zu Zeiten des berühmten Pfalzgrafen Ottheinrich. Er war ein typischer Vertreter des Renaissancemenschen: weltoffen und humanistisch geprägt. Zahlreiche wunderbare Bauten, wie das Residenzschloss, die Schlosskapelle und das Jagdschloss Grünau, sind in dieser Zeit entstanden.Durch Schaffung des neuen Fürstentums wuchs die Bedeutung der Stadt Neuburg und sie wurde Mittelpunkt für Hof, Hofstaat und Adlige mit entsprechenden Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung. Neuburg war in dieser Zeit auch ein wichtiges Endziel der Ochsentriebe. In verschiedenen Metzger- und Schlachthausordnungen wird das ungarische Ochsenfleich stets an erster Stelle mit dem höchsten Preis gelistet.

Schlachthaus- und Freibankordnung des Neuburger Stadtmagistrates für die Metzger, undatiert (wohl 1535)

Item das best ungerisch Ochsenflaisch das Pfundt umb 8 und 8 1/2 Pfennig
das gering umb    7 1/2 Pfennig
das best Landtochsenfleisch umb.    7 ½ Pfennig
das ringer umb    7 Pfennig
das best Rindflaisch umb    6 ½ Pfennig
das gering umb    6 Pfennig

 

Neuburger Bäcker-, Metzger-, Weinwirte- und Bierbrauer-Ordnung des Pfalzgrafen Ottheinrich vom 20. September 1554
Metzkher:

Alles Flaisch sollen sy nach dem Gewicht verkhauffenunnd dieser Zeitt bis auffverrer Ordnung in volgendemWerd hingeben:

Nemlich das gut HungarischFlaisch    umbsibendhalben Pfenning,
das inlendischOchsenflaisch        umb sechs oder sechsthalben d,
item das gut Rindflaisch            umb sechsthalben oder fünff d

 

DAS WAHRZEICHEN DER STADT:
RESIDENZSCHLOSS MIT BILDERGALERIE

Das Schloss ist auch das Wahrzeichen von Neuburg. Pfalzgraf Ottheinrich (1502-1559) ließ es als Residenz des 1505 aus den Erbstreitigkeiten zwischen den bayerischen Wittelsbachern hervorgegangenen Fürstentums Pfalz-Neuburg errichten.Im 17. Jahrhundert erhielt das Gebäude seinen barocken Ostflügel mit den markanten Rundtürmen. Im Schlosshof zeigt die Hoffassade in Sgraffitotechnik erstellte Szenen aus dem Alten Testament. In der Schlosskapelle, im ältesten protestantischen Kirchenbau Bayerns, sind Fresken von Hans Bocksberger zu sehen.Im Ostflügelerzählt die  Ausstellung „Das Fürstentum Pfalz-Neuburg“ mit 500 Exponaten – Porträts und Bildteppiche, Waffen, Möbel und kostbares Kunsthandwerk –von der Geschichte und dem Leben der hiesigen Fürsten.
Seit 2005 beherbergt das Schloss auch die Staatsgalerie Flämische Barockmalerei mit 150 Werken der bedeutendsten flämischen Meister wie Peter Paul Rubens, van Dyck, Teniers, Brueghel und vielen anderen.

Schloss Neuburg an der Donau
Residenzstraße 2
D- 86633 Neuburg an der Donau
Telefon: +49 (0)8431 6443-0
www.schloesser.bayern.de

SCHROBENHAUSEN

Die Stadt Schrobenhausen ist einerseits als Geburtsort des berühmten Porträtmalers Franz von Lenbach bekannt, andererseits als Stadt des Spargels. Schrobenhausen blickt auf eine 1200-jährige Geschichte zurück. 1310 erhielt die Ortschaft das Marktrecht, 1447 wurde sie zum ersten Mal als Stadt erwähnt.Schrobenhausen war eine wichtige Mautstation auf dem Oxenweg.
Eine schöne Altstadt mit einer weitgehend erhalten gebliebenen Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert, mit 13 Türmen und dem Stadtwall, lädt zum Spazieren und Entdecken ein.

OCHSEN IN DIE PAAR WERFEN?
FLEISCHMANGEL IN SCHROBENHAUSEN IM 17. JAHRHUNDERT

Ein interessanter Fund aus dem Stadtarchiv von Schrobenhausen:
Der Schrobenhausener Stadtrat legte die Lebensmittelpreise fest, darunter auch die Preise für Fleisch, den sog. „Fleischsatz“. Jeder Metzger hatte sich daran zu halten. Die Preise waren natürlich nicht willkürlich, sondern mussten so kalkuliert werden, dass die Metzger zu diesem Preis auch liefern konnten. Gerade in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ermahnte der Rat der Stadt die Metzger immer wieder, „gutes Rindfleisch“ zu liefern, was offensichtlich nicht so einfach war. Am 5. Juli 1624 begehrten die Metzger einen höheren „Fleischsatz“, wie erin anderen Städten wie Aichach, München und Ingolstadt üblich war. Der Rat der Stadt reagierte auf diese Forderung so: „Darauf denselben zur Antwort geben, dass sie [die Metzger] so magere Küehe [damals wurden auch Ochsen darunter gezählt]allher bringen, dass man sie eher in die Paar werfen sollte.“Offensichtlich waren die Ratsherren mit der Qualität des Fleisches nicht zufrieden. Schriftlich belegt ist der Fall, dass der Schrobenhausener Metzger Hanns Pröckhel 1625 ungarische Ochsen aufgetrieben und dafür vom Rat einen höheren Fleischsatz beantragt hatte.

DER BERÜHMTE SOHN SCHROBENHAUSENS:
FRANZ VON LENBACH UND DAS LENBACHMUSEUM

Direkt an der Stadtmauer steht das Geburtshaus des Künstlers Franz von Lenbach (1836–1904), der als der bedeutendste Porträtmaler des 19. Jahrhunderts gilt. Lenbach porträtierte in seiner langjährigen Karriere mehrere Kaiser, einen Papst, zahlreiche andere wichtige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie weibliche Schönheiten seiner Zeit. Unter den Dargestellten sind zum Beispiel Otto von Bismarck, Papst Leo XIII., Franz Joseph I. oder Wilhelm Busch. Im Jahr 1936 erwarb die Witwe Lenbachs das Gebäude zurück und richtete es als Museum ein. Das Lenbachmuseum zeigt frühe Arbeiten, zahlreiche Studien, Skizzenbücher, Entwürfe und Bildnisse des Künstlers, aber auch Erinnerungsstücke und Mobiliar.

Lenbachmuseum
Ulrich-Peißer-Gasse 1
D- 86529 Schrobenhausen
Telefon: + 49 (0)8252 9098533
www.schrobenhausen.de

WO DER SPARGEL WÄCHST:
EUROPÄISCHES SPARGELMUSEUM

Im Amtsturm, wo vom 15. bis zum 18. JahrhundertVerurteilteihr karges Dasein im Gefängnis fristeten, ist heute ein europaweit einzigartiges Museum zu sehen: das Europäische Spargelmuseum.
Es wurde 1985 als Deutsches Spargelmuseum eröffnet und 1991 zum Europäischen Spargelmuseum erweitert. Die mehrfach ausgezeichnete Sammlung zeigt Exponate aus verschiedenen europäischen Ländern zur Geschichte und Kultur des Spargelanbaus: Arbeitsgeräte und Werkzeuge, alte Koch- und Kräuterbücher, Speiseutensilien, aber auch Originalbilder und Reproduktionen berühmter Spargeldarstellungen der Kunstgeschichte. Zu bewundern sind auch ganz seltene und kostbare Ausstellungsstücke wie eine wertvolle Spargeldeckeldose aus Meißen aus dem Jahr 1780, von der es weltweit nur noch zwei Exemplare gibt, einen Teller mit Spargelmotiven des bekannten Jugendstilkünstlers Emile Gallé oder die wunderschöne Spargelzange des russischen Hofjuweliers Carl Peter Fabergé von 1890.

GENUSSTIPP:
SPARGEL AUS SCHROBENHAUSEN

Spargel galt lange als „königliches Gemüse“, das sich nur die Wohlhabenden leisten konnten. Der Spargelanbau in größerem Stil begann in Deutschland erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Schrobenhausener Land fing alles damit an, dass ein Hesse namens Christian Schadt im Jahr 1912 den Oberhaidhof aufkaufte und mit der Züchtung des besonderen Gemüses begann. In den 20er- und 30er-Jahren schlossen sich immer mehr Betriebe in der Region seiner Idee an. Bald wurde der Schrobenhausener Spargel ein bayernweit gefragtes Produkt. Heute ist das Schrobenhausener Land das größte zusammenhängende Anbaugebiet Bayerns. Der hiesige Spargel ist mit dem EU-Siegel „geschützte geografische Herkunft“ versehen und damit eine EU-geschützte bayerische Spezialität.

SANDIZELL

IDYLLISCHE ANLAGE:
SCHLOSS SANDIZELL

Das idyllische Wasserschloss Sandizell bei Schrobenhausen ist eines der schönsten Landschlösser in Oberbayern. Es wurde um 1580 als Dreiflügelanlage im Renaissancestilerrichtet. Im Dreißigjährigen Kriegbrannte die Anlage bis auf den noch heute erhaltenen Ostflügel nieder.Von 1749 bis 1755 wurde Schloss Sandizell nach Plänen des Neuburger Baumeisters Johann Puchtler neu erbaut, mit einer Schlosskapelle und später mit einem Torturm ergänzt. Es war der Stammsitz des alten bayerischen Adelsgeschlechts von Sandizell. Heute ist das Gebäude im Privatbesitz, kann aber nach Voranmeldung mit Gruppen besichtigt werden. Der jährlich stattfindende Herbstmarkt „Mediterrano“ mit venezianischem Flair bietet südländische Produkte und vielfältige Erlebnisse von Gondelfahren bis Commediadell‘ Arte für die ganze Familie. Im Sommer versetzt ein mehrtägiges Mittelalterspektakel die Besucher in vergangene Zeiten zurück.

Schloss Sandizell
Schloßstraße 4
D-86529 Schrobenhausen
Telefon: +49 (0)8252 1624
www.schloss-sandizell.de

NATURDENKMAL BEI GOLLINGKREUT:
DIE TAUSENDJÄHRIGE EICHE

Südlich von Sandizell, am Ortseingang von Gollingkreut, begrüßt „die tausendjährige Eiche“ die Besucher. Mit einem Stammumfang von über 9 Metern ist die Gollingkreuter Eiche die viertgrößte Eiche Bayerns. Ihr tatsächliches Alter wird auf etwa 400 bis 500 Jahre geschätzt.

KLEINHOHENRIED

UMWELTBILDUNGSSTÄTTE UND FREILICHTMUSEUM:
HAUS IM MOOS

Das HAUS im MOOS befindet sich in Kleinhohenried-Karlshuld, mitten im Donaumoos. Die Einrichtung ist eine Umweltbildungsstätte mit Ausstellungen, großem Freigelände und einem weitläufigen Freilichtmuseum. Gleichzeitig beherbergt das Haus auch ein Tagungszentrum mit Übernachtungsmöglichkeiten in Mehrbettzimmern, insbesondere für Schulklassen. Eine Ausstellung dokumentiert die Trockenlegung, Besiedlung und Kultivierung dieses einzigartigen Naturraumes; das Freilichtmuseum  präsentiert landschaftstypische Mooshäuser. Auf verschiedenen Erlebnispfaden kann man Flora und Fauna des Donaumooses entdecken oderauf einem Zeitpfadin die Geschichte der Region eintauchen. Hier weidet übrigens auch diegrößte WisentherdeBayerns.
Beim alljährlichen Museumsfestim Sommerwerden den Besuchern historische Arbeiten wie Heu-Machen, Dreschen, Kartoffelernte oder „Gsott -Schneiden“gezeigt.

HAUS im MOOS
Kleinhohenried 108
D-86668 Karlshuld
Telefon: +49  (0) 84 54/95-205
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.haus-im-moos.de

HOHENWART

HEUTE EIN ZENTRUM FÜR BEHINDERTE MENSCHEN:
KLOSTER HOHENWART

Auf dem Klosterberg und schon von weitem zu sehen ist das Kloster Hohenwart, ein ehemaliges Kloster der Benediktinerinnen.Es wurde 1074 durch Graf Ortolf und seine Schwester Wiltrudis gegründet. Seit 1878 ist das Gebäude im Besitz der Regens-Wagner-Stiftung Dillingen. Der Dillinger Professor Johann Evangelist Wagner gründete in Hohenwartzusammen mit Theresia Haselmayr und anderen Franziskanerschwestern die „Taubstummenanstalt“ und weitere Einrichtungen für Menschen mit Behinderung.Das war im 19. Jahrhundert eine revolutionäre Tat, da Behinderte damals weitgehend chancenlos waren. Auch heute noch wird das Klosterareal für die Sonderpädagogischen Fördereinrichtungen der Stiftung genutzt.
Auf dem Klosterberg steht die Pfarrkirche St.Georg, die auf der Stelle der ehemaligen Klosterkirche Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Der heilige Georg gilt als Schutzpatron von Markt Hohenwart und ist auch in seinem Wappen zu finden.

WAIDHOFEN

EIN ORT MIT GESCHICHTE:
POSTSTATION UND WIEGE DES SPARGELANBAUS

Waidhofenliegt idyllisch inmitten von fruchtbaren Spargeläckern, Hopfengärten und grünen Wiesen im reizenden Paartaal. Die Gemeinde war lange Zeit(von ca. 1530 bis 1802) die wichtigste und einzige Poststation der Thurn- und Taxis’schen Post im Raum Schrobenhausen, die auf dieser Strecke die Reichsstädte Augsburg und Regensburg verband. Das goldene Posthorn im Wappen der Gemeinde erinnert heute noch an diese Zeiten.Der Ort ist auch als die Wiege des Spargelanbaus bekannt. Im Jahr 1912 kaufte Christian Schadt den Oberhaidhof, der heute zur Gemeinde Waidhofen gehört und begründete damit den Spargelanbau im Schrobenhausener Land.

MIT GOTISCHEM TURM:
PFARRKIRCHE MARIÄ REINIGUNG

Die Pfarrkirche Mariä Reinigung und St. Wendelin, ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert,  wurde 1718 unter Beibehaltung des gotischen Turms neu erbaut. Die Deckengemälde mit leuchtender Farbgebung stammen von Melchior Seidl. Im Kircheninneren sind kostbare Barockaltäre und einige spätgotische Bildnisse zu sehen, darunter die Figur des „wunderbarlichen Viehpatrons und Nothelfers“  St. Wendelin. Auf dem Friedhof befindet sich das Grabmal der Mordopfer von Hinterkaifeck.

DER STOFF FÜR EINEN SPANNENDEN KRIMI:
DER FALL HINTERKAIFECK

Etwa 2 km von Waidhofen entfernt erinnert ein Gedenkstein daran, dass hier im Jahre 1922 auf dem Einödhof Hinterkaifeck in einer geheimnisumwitterten Nacht eine ganze Familie grausam ermordet wurde. Trotz intensiver Ermittlungen konnte der Fall bis heute nicht aufgeklärt werden. Die Mordopfer sind auf dem Friedhof in Waidhofen begraben. Der geheimnisvolle Fall beschäftigte die Presse und andere Medien, Filmemacher, Regisseure und Autoren mehrere Jahrzehnte lang. Die Mordnacht von Hinterkaifeck diente der Schriftstellerin Andrea Maria Schenkel als Vorlage für ihren Roman „Tannöd“, der zum Bestseller avancierte.

GACHENBACH

EINE BEKANNTE PILGERSTÄTTE:
WALLFAHRTSKIRCHE MARIA BEINBERG

Auf dem bewaldeten 501 Meter hohen Beinberg steht eine der schönsten Kirchen des Schrobenhausener Landes, die Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau. Einer alten Legende nach soll der Berg früher Steinberg geheißen haben. Nach einer Schlacht seien auf dem Berg nur noch Gebeine zu finden gewesen, daher der Name „Beinberg“. Die Kirche wurde Ende des 15. Jahrhunderts errichtet und weist noch spätgotische Elemente auf. Der Barockaltar eines unbekannten Meisters stammt aus der Zeit um 1660. Der Innenraum der Kirche wurde 1767 im Rokokostil gestaltet. Die Decken und Wandgemälde sind Arbeiten des berühmten bischöflichen Hofmalers Ignaz Baldauf. Eine Marienwallfahrt entwickelte sich bereits um 1520. Zu den prominentesten Pilgern gehörte der Pfalzgraf Ottheinrich, Herzog von Pfalz-Neuburg. Die zahlreichen Votivtafeln erzählen von den Sorgen und Nöten der Wallfahrer.

WANDER- UND RADWEGE IM SCHROBENHAUSENER LAND

Radtouren und Wanderungen rund um den Oxenweg im Schrobenhausener Land sind in der Publikation „Wandern und Radfahren im Schrobenhausener Land“  ausführlich beschrieben und auch im Internet zu finden unter:
www.schrobenhausen.de/wandern-radfahren

MARKT ROHR/BACHL

Bachlin Niederbayern liegt auf den bekannten Oxenwegstreckenzwischen Straubing und Neustadt. Seit Menschengedenken heißt die Straße, die von Abensberg über Bachl nach Langquaid und Schierling führt, „die Ochsenstraße“. Auf der historischen Karte (Bayernatlas) ist der Begriff „Ochsenstraße“ direkt neben dem Ort Bachl vermerkt.
Das Gasthaus zu Bachl lag direkt an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen, der Ochsenstraße und der „Chaussee“ von Landshut über Kelheim nach Nürnberg und war damit
eine wichtige Raststätte  für Reisende und Handeltreibende. An der langen Stange vor dem Gebäude konnten Pferde und anderes Vieh während der Einkehr angebunden werden.

BEWEGENDE ZEITGESCHICHTE:
DAS LAGER BACHL

Das Lager Bachl, dessen Geschichte in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts beginnt, spielte in der Geschichte des Ortes eine wichtige Rolle. Zum Autobahnbau im Dritten Reich wurden viele Arbeiter gebraucht. An der Trasse vom Holledauer Dreieck nach Regensburg, westlich vom Dorf wurde damals ein Lager errichtet, in dem die Arbeiter aus den verschiedensten Regionen des Reiches untergebracht werden konnten. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden Kriegsgefangene aus verschiedenen Ländern in die Baracken des Lagers gebracht, um dort Zwangsarbeit zu verrichten. Das Lager war vermutlich eine Außenstelle des Stammlagers Moosburg und des Stammlagers Nürnberg. Noch vor Ende des Krieges fing man ab dem Herbst 1944 an, Flüchtlinge aus Batschka und Südungarn im Lager unterzubringen. Hinzu kamen 1945 und 1946 die Heimatvertriebenen. Das Lager war hoffnungslos überbelegt und die hygienischen Zustände katastrophal. Doch einige engagierte Leute vor Ort schafften es mit der Unterstützung des Landkreises Kelheim, die Lebensverhältnisse der Lagerbewohner in relativ kurzer Zeit zu verbessern. Sogar eine Lagerschule konnte für die Kinder eröffnet werden. Auch wenn viele Familien dann in andere Regionen weiterzogen oder nach Amerika auswanderten, blieb das Lager Bachl etwa 20 Jahre lang eine Übergangsstation für zahlreiche Heimatvertriebene.

OXENHAUSBACHL BEI KELHEIM

In Bachlstehtein Oxenhaus, ein geschichtsträchtiger dörflicher Treffpunkt am EuropäischenOxenweg. Im Begegnungshaus wird einerseits der Bezug des Ortes zum internationalen Ochsenhandel thematisiert, andererseits die Zeitgeschichte des LagersBachl während des NS-Regimes.Das neue Oxenhausam Kapellenweg soll auch als Treffpunkt und Veranstaltungsort das Leben der Dorfgemeinschaft bereichern.

ES SPUKT IM WALD BEI BACHL:
DIE SAGE VON DER HOPFENBACH-LENA

Der Hopfenbacheinfall ist eine geologische Besonderheit. Der kleine Flusslauf, der erst oberirdisch verläuft, fällt plötzlich in tiefere Gesteinsschichten ab undbahnt sich den weiteren Weg unterirdisch. Um dieses Phänomen zu „erklären“, wird in der Region folgende Sage erzählt:Im Gebiet des Hopfenbacheinfalls stand in früheren Zeiten ein großer Bauernhof, der Gruberhof. Das Anwesen gehörte einst einer stolzen, aber furchtbar geizigen und habgierigen Bäuerin, der Hopfenbach-Lena. Obwohl sie die besten und fruchtbarsten Felder in der ganzen Gegend hatte, stahl sie nachts den Nachbarn die Ährenbüschel vom Feld. Einmal zog gegen Abend ein fürchterliches Gewitter auf. Blitze zuckten durch die Dunkelheit und es donnerte schrecklich. Niemand traute sich bei diesem Unwetter hinaus. Die Lena aber ging wieder auf die Nachbarsfelder, um Ähren zu stehlen. Kaum hatte sie aber das Haus verlassen, fuhr ein gewaltiger Blitz hernieder und ein Donnerschlag krachte. Das ganze Anwesen samt der Besitzerin und ihren Töchtern war vom Erdboden verschwunden. Dort wo einst der mächtige Hof stand, blieben nur noch Erdlöcher zurück, und in ihnen verschwindet der geheimnisvolle Hopfenbach. Seit dieser Zeit, so erzählt man, spukt die Hopfenbach-Lena in den Wäldern als Geist herum.Wer ihr begegnet, soll das Kreuzzeichen machen. Die Lena schlägt die Leute in ihren Bann und nimmt sie mit in den Wald. Die Entführten müssen dann selbst wieder aus dem Dickicht herausfinden.

DIE WICHTIGSTEN ENDSTATIONEN DES OXENWEGS: NÜRNBERG UND AUGSBURG

Die zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Großstädte Nürnberg und Augsburg können im Rahmen dieses Projekts nicht vorgestellt werden. Einige Baudenkmäler und Orte, die in direktem Zusammenhang mit dem Ochsenhandel stehen, werden hier dennoch kurz aufgeführt.

NÜRNBERG

ENDSTATION DER OCHSEN IN NÜRNBERG:
DIE FLEISCHBRÜCKE UND DAS OCHSENPORTAL

Sicher liefen Jahrhunderte lang unzählige ungarische Ochsen über diese Brücke, um nach dem langen Marsch quer durch Europa hier geschlachtet zu werden. Die Fleischbrücke in Nürnberg, eine steinerne Brücke, überspannt den Fluss Pegnitz.Das Bauwerk stammt aus dem 16. Jahrhundert und zählt zu den bedeutendsten Brückenbauwerken der Spätrenaissance in Deutschland. Es standen jedoch schon früher verschiedene Holzbrücken und später eine weniger stabile Steinbrücke an dieser Stelle. Die erste urkundliche Erwähnung der Fleischbrücke stammt aus dem Jahre 1335. Feuer und Hochwasser machten die früheren Baukonstruktionen immer wieder zunichte und so wurde ab 1596–98 eine neue Brücke ohne Mittelpfeiler gebaut.Das im Stil der VenedigerRialto-Brücke errichtete Bauwerk wird als  die „bedeutendste Steinbogenbrücke der Spätrenaissance in Deutschland“ bezeichnet.Ein Jahr später wurde das Ochsenportal als Eingangstor von der Fleischbrücke zum steinernen Fleischhaus errichtet. Unter dem liegenden Ochsen mit den ausladenden Hörnern ist folgende lateinische Inschrift zu lesen:

OMNIA HABENT ORTVS SVAQVE IN
CREMENTA SED ECCE
QVEM CERNIS NVNQVAM BOS FVIT
HIC VITVLVS

Das heißt: Alles hat seinen Ursprung und Anfang, doch siehe, der Ochse, den du hier erblickst, ist nie ein Kalb gewesen.

Das Ochsenportal wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, die Statue des liegenden Ochsen 1950 durch eine Nachbildung ersetzt. Das liegende Tier hatte übrigens eine Weile zu kurze Hörner. Annamária Buda, Chefin der Diakonie in Ungarn, die bei einem Nürnbergbesuchauf diesen„Mangel“ aufmerksam wurde,spendete der Stadt echte ungarische Steppenrindshörner von der Puszta. Diese „Original-Ersatzteile“ zieren seit 2012 den Nürnberger Ochsen.

TIERISCH GUTE REDEWENDUNGEN:
DER OCHSENSPRUCH IN NÜRNBERG

Eine Redewendung der Nürnberger steht mit der Ochsenfigur auf der Fleischbrücke in Verbindung: Die Stadtbewohner benutzen den Ausspruch: „Na, des hätt mer der Ochs aff der Fleischbrüggnaaag'sacht“. Ins Hochdeutsche übertragen heißt es so viel wie: „Diese Antwort hätte mir der Ochse auf der Fleischbrücke auch geben können.“ Damit will jemand seine Meinung über eine sinnlose, unbefriedigende oder bereits bekannte Antwort kundtun. Falls man dem steinernen Ochsen, der über dem Portalliegt, Fragen stellen würde, so erführe man auch nichts Neues von ihm.

WO DAS FLEISCH VERKAUFT WURDE:
DAS FLEISCHHAUS AN DER FLEISCHBRÜCKE

Das Fleischhaus an der Fleischbrücke wurde 1570–71 errichtet. Davor standen hier bereits 73 Fleischbänke als Teil des Hauptmarktes. Fleisch wurde damals auf so genannten Fleischbänken verkauft. Jedes Jahr, in der Mitte der Fastenzeit fand eine Verlosung statt, bei der die einzelnen Fleischbänke unter den Metzgern aufgeteilt wurden. Von hier aus kam dann das Ochsenfleisch in die Küchen der wohlhabenden Bürgerfamilien.

TIERQUÄLEREI IM NÜRNBERGER FECHTHAUS:
OCHSEN- UND BÄRENHATZ

Das Fechthaus in Nürnberg, 1628 gebaut, war eine Art Vergnügungsstätte mit 3.000 Zuschauerplätzen. Fechtwettbewerbe, Akrobatik, Reitvorführungen und Ähnliches fanden in dieser „Arena“ statt. Eine ungewöhnliche und ziemlich grausige Nutzung erlebte das Fechthaus durch die Metzger. Bis zum Jahr 1759 veranstaltete die Fleischerzunft hier Tierhatzen. Dabei wurden angebundene Ochsen oder Bären auf grausame Weise von Hunden zu Tode gehetzt. Da sich bei diesen Veranstaltungen die Emotionen hochschaukelten und die Zuschauer oft randalierten, verbot der städtische Rat das barbarische Treiben.

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